Der Umstrittene – die Biografie über Alex Frei

Thomas 25. Dezember 2012
Biografie über Alex Frei: "König des Strafraums"

Alex Frei ist unumstritten der erfolgreichste Fussball der Schweiz – er ist gleichzeig auch der Umstrittenste. Nun ist vor einem Monat eine Biografie erschienen. Sie bringt aber kaum überraschende Informationen zutage, sondern vermittelt einen runden Überblick über das vielseitige Fussballer-Leben.

Basel, Thun, Luzern, Servette Genf, Rennes, Dortmund und zurück nach Basel – dies waren die Stationen der sehr erfolgreichen Laufbahn von Frei. Dass er seine Karriere beim FC Basel beenden wird,  schliesst den Bogen perfekt. Nicht nur, weil er mit der Mannschaft in den letzten drei Saisons die Meisterschaft gewann. Sondern auch, weil Alex Frei 1997 beim FCB ausgemustert wurde. Der damalige Trainer, ein gewisser Jörg Berger, war nicht überzeugt vom Baselbieter. So startete er schliesslich beim FC Thun seine Karriere in der höchsten Schweizer Liga.

Kein Spieler der Schweiz war so erfolgreich im Ausland wie Frei: Bei Stade Rennes wurde er in der Saison 2004/2005 Torschützenkönig der französischen Liga. Insgesamt traf er 49 Mal für den bretonischen Verein. Nach der WM 2006 erfolgte dann der Wechsel zum BVB. Und hier war er besonders in den Spielen gegen Schalke treffsicher: Unvergesslich das Revierderby am 15. September 2008. Alex Frei wird in der Pause beim Stand von 0:3 eingewechselt, es ist sein erstes Spiel nach seiner langen Knie-Verletzung an der Euro’08. Dem Schweizer gelingen zwei Tore, er wird der Matchwinner und das Spiel endet nach einer dramatischen Schlussphase mit 3:3.

Neben den chronistischen Aspekten seiner Biografie hätte ein Buch über Alex Frei durchaus noch ein oder zwei Schritte weitergehen können. Denn die Persönlichkeit Frei ist umstritten, nicht nur beim Schweizer Fussball-Publikum. Auch unter Mitspielern gilt er als Charakterkopf und so gab es fast in jeder Mannschaft, in der Frei spielte, auch eine Fraktion “gegen ihn”. Beispielsweise Mladen Petric bei Dortmund oder Johann Vogel in der Nationalmannschaft. Warum liess der Autor der Biografie solche Spieler nicht zitieren?

Zweifellos einen Bruch in seiner Laufbahn stellte das EM-Quali-Spiel im Oktober 2010 gegen Wales dar. Zuhause, vor dem Publikum in Basel, gewann die Schweizer Nati 4:1. Doch in der zweiten Hälfte begann das Publikum zu pfeiffen bei jeder Ballberühung von Frei. Es war einer der aufwühlendsten Momente der letzten zwanzig Jahre im Schweizer Fussball. Frei, der mit Abstand erfolgreichste Goalgetter des Landes, in Dortmund ein Topstürmer mit Kulstatus, dieser Frei wird in der Fussballstadt Nummer eins von einem Teil des eigenen Publikums ausgepfiffen und verhöhnt. Alex Frei konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Und er kündigte ein paar Tage später seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft an. Auch hier hätte man als Leser gerne noch ein paar mehr Details über die Gespräche mit Ottmar Hitzfeld oder Thorsten Fink erfahren. Doch das Buch bleibt an der Oberfläche.

Insgesamt umfasst die Biografie 13 Kapitel (in Anlehnung an seine Rückennummer), doch eine wichtige Information fehlt gänzlich: Der Rücktritt seiner Karriere. Am 15. November hat Alex Frei bekanntgegeben, dass er zum Ende der laufenden Saison seine Laufbahn beendet. Zu diesem Zeitpunkt war das Buch schon gedruckt, jedoch noch nicht am Markt erhältlich.

«Alex Frei – König des Strafraums»
208 Seiten, 29.80 Franken, erschienen im Stämpfli Verlag, Bern.
ISBN 978-3-7272-1356-4
http://www.amazon.de/Alex-Frei-Strafraums-Marcel-Rohr/dp/3727213566