Bye bye, Hitz the hammer: Thomas Hitzlsperger beendet Karriere
Obwohl er erst 31 Jahre alt ist, hat Thomas Hitzlsperger nun seine Karriere offiziell beendet. In einem Exklusiv-Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt er sehr aufgeräumt und sympathisch, warum er sich nun zu diesem Schritt entschieden hat.
Ein Auszug aus dem Interview mit der Überschrift “Ich finde, es reicht” im Sportteil der SZ vom 4.9.2013 (Volltext kostenpflichtig):
Können Sie sagen, was Sie am Ende Ihrer Karriere vor allem belastet hat?
Dieses Gekämpfe, das es in diesem Beruf immer wieder gibt, auf und neben dem Platz. Man verletzt sich, kämpft sich wieder ran, verletzt sich wieder, überlegt, ob man den Arzt wechselt oder eine OP machen lässt, man kämpft sich wieder ran, es kommt vielleicht wieder ein neuer Verein, ein neuer Trainer, es gibt wieder neue Positionskämpfe – all das kostet Substanz. Es müsste sich lohnen. Ich sehe darin aber keinen Gegenwert mehr. […]
Die Stammtisch-Meinung war immer, dass das alles ohnehin nur Luxusdebatten seien. Nach dem Motto: Wer so viel verdient wie Fußballprofis, muss nicht bemitleidet werden. Haben Sie das Gefühl, dass man als Profi heute über die Belastungen des Geschäfts reden darf? Dass das Schicksal des Torwarts Robert Enke den Blick auf die Branche verändert hat?
Der Blick auf die Branche ist das eine. Es gibt aber auch den Blick des Fußballers auf seinen Beruf. Er muss immer noch funktionieren und er muss sich fragen lassen, wenn er vielleicht mal nicht so funktioniert wie erwartet. Aber immerhin gibt es jetzt ein offeneres Klima. Uli Borowka hat über sein Schicksal gesprochen und geschrieben, auch Ralf Rangnick konnte sich eine neue Perspektive eröffnen. Es ist andererseits aber auch schwerer geworden, so etwas unter der Decke zu halten. Die Anzahl der Hilfsangebote im Fußball ist zwar gestiegen, aber der mediale Voyeurismus eben auch. Das macht es für Betroffene nicht einfacher.[…]
Sie waren immer einer, der sich über diese Szene Gedanken gemacht hat. Was denken Sie über die Branche, die Sie verlassen: Gefällt Ihnen noch, was Sie da sehen?
[…] Bei der Nationalmannschaft gibt’s jeden Tag eine Pressekonferenz, und da stelle ich mir schon die Frage: Was kann man jeden Tag sagen, was von allgemeiner Bedeutung ist? Da gibt’s nicht viel. Und außerdem sind so viele Fallen dabei. Als Spieler kann man da fast mehr falsch als richtig machen. Ich erinnere mich, dass ich vor ein paar Jahren auch mal gesagt habe, dass ich in der Nationalelf gerne noch mehr spielen würde. Sofort hieß es: Hitzlsperger greift Ballack an! Hätte ich was anderes gesagt, hätte es geheißen: Der ist zufrieden auf der Bank! Die Folge ist: Viele Äußerungen sind weich gespült – aus reinem Eigenschutz.
Insgesamt sehr reflektierte und interessante Beobachtungen eines Insiders, der sich und das Geschäft auf angenehme Weise nicht wichtiger nimmt, als es ist. Nach Lektüre dieses Interviews ist davon auszugehen, dass Thomas Hitzlsperger auch nach seiner aktiven Laufbahn weiter Karriere im Fußballgeschäft machen kann – es ist ihm jedenfalls zu wünschen.
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