Eine Hymne auf den Doku-Film “Wir die Wand”
Die Südtribüne, diese tolle Wand. Sie ist Mythos pur. 25 Tausend Menschen singen, fiebern, schreien, tanzen, grölen, jubeln und pfeifen. Heimspiel für Heimspiel. Es geht nur um eine Sache, um ein Ziel. Der BVB muss gewinnen. Nun hat der WDR eine Dokumentation über “die Süd” produziert. Es ist ein gelungenes Mosaik über die Menschen auf der wohl bekanntesten Stehplatz-Tribüne.
Der Abspann läuft. Im Hintergrund sind noch gelb-schwarze Fahnen zu sehen. Und tausende Fan-Schals. Dann eine Stimme aus dem Off: “Wenn der Gesetzgeber irgendwann bestimmen sollte, dass es keine Stehplätze mehr geben darf in deutschen Stadien, dann ist der Verein Borussia Dortmund nicht mehr derselbe wie mit der Süd. Dann wäre das Stadion tot. Das wäre der Untergang des deutschen Fußballs.” Es sind die letzten Worte eines Dokumentarfilms, der mit gänzlich wenig Worten auskommt. “Wir die Wand” von WDR-Filmemacher Klaus Martens ist ein kurzweiliges Portrait über knapp ein Dutzend Menschen, die Heimspiel für Heimspiel auf der Südtribüne stehen – oder eben einfach nur “die Süd”, wie man den Ort in Dortmund liebevoll nennt.
Es sind 90 Minuten Dokumentation über Fußball, jedoch ohne einzige Spielszene und ohne Ball. Die Protagonisten heißen nicht Lewandowski oder Reus, sondern Borsti oder Karin. Der Rahmen des Films bildet das Heimspiel von Borussia Dortmund gegen Mainz im April 2013. Stunden vor dem Anpfiff versammeln sich die ersten Fans auf der Süd. Und sie umarmen zur Begrüßung die Ordner beim Einlass. Man kennt sich. Kein Wunder: Borsti hat seit über 1’000 Heimspielen keine Minute BVB verpasst. Karin, heute 70 Jahre alt, ist seit über 50 Jahre vom Virus befallen. Für Matthias, den 32 jährigen Mathematiker, der an einer Uni forscht und lehrt, sind die Heimspiele in Dortmund der einzige Ort, an dem sich die Gesellschaftsschichten komplett auflösen: “Alle stehen zusammen, jeder ist gleich – ob arm oder reich. Wir sehen alle gleich aus mit dem gelben Trikot. Und wir fokussieren uns alle auf den BVB”. Natürlich kommt auch Norbert Dickel, der Stadionsprecher in Dortmund in diesem Film zu Wort, der mit seinen Kommentaren im BVB-Internetradio mittlerweile Kult ist. Doch “Wir die Wand” lebt besonders von den unbekannten Gesichtern auf der Süd. Vom Vorsänger Oliver, der über seine Nervosität auf dem Podest erzählt. Oder dem ehemaligen Bergbauarbeiter, der den Vergleich zieht zwischen den Kumpeln unter Tage und den Fans des BVB. Diese Menschen machen die Südtribüne so einzigartig. Jede und jeder für sich – und ganz besonders alle zusammen.
“Wir die Wand” – Dokumentarfilm von Klaus Martens – 93 Minuten.
Läuft seit dem 5. September in ausgewählten Kinos – aktuell noch im Park-Theater von Lüdenscheid.
Hier der offizielle Trailer des Films:
Der Film kann seit wenigen Tagen auch beim Amazon bestellt werden:
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