Fair Play auf Brasilianisch, brasilianische Taktik nach Mehmet Scholl

Flo 5. Juli 2014
alvesluizjames

Eines gleich vorweg: Ich mag die brasilianische Nationalmannschaft bei dieser Weltmeisterschaft nicht sonderlich. So sehr ich es den Millionen von Fans im Gastgeberland auch gönnen würde, dass ihre Selecao den Cup holt, so wenig kann ich etwas mit dem chaotischen, weitgehend planlosen und von wenig Teamarbeit geprägten Gekicke dieser Truppe aus krassen Individualisten anfangen.

Kurz nach seiner Neymar-Brandrede hat Mehmet Scholl den fußballerisch-taktischen Ansatz der gelben Auswahl gestern treffend auf den Punkt gebracht, als er dem DFB einen Tipp mit auf den Weg nach Belo Horizonte gab:

“Bitte versucht, nichts zu finden … da war nichts.”

Und auch wenn jetzt alle Welt vom Jahrhundertfoul an Neymar (welches man wohl eher als einen gelbwürdigen Zweikampf mit wahrlich herben Konsequenzen abspeichern sollte, imho) sprechen wird: Die Brasilianer selber sind, was das Wegdreschen von Ball und Gegner anbetrifft, wahrlich keine Kinder von Traurigkeit und fallen während des Spiels (und auch im Kabinengang, wie man hört) nicht unbedingt durch gelebtes Fair Play auf.

Jetzt aber genug der Antipathiebekundungen. Denn: Wie David Luiz, Dani Alves und später dann auch Luiz Felipe Scolari gestern Abend den am Boden zerstörten (Spieler der WM) James Rodriguez direkt nach dem Spiel empfingen, umarmten und durch offensichtlich extrem nette und ausführliche Worte und Gesten wieder aufrichteten, relativiert doch einiges, was man (sprich: ich) vorher am Fernsehbildschirm als unangenehm wahrgenommen hatte.

Klar, als Gewinner ist Fair Play immer leichter, aber dennoch: Respekt. Und viel Erfolg beim Spiel um Platz 3.