Der Hype um Xabi Alonso

Nils 28. Oktober 2014

Xabi Alonso ist ein großer Spieler, keine Frage. Mehr als er kann ein Profikicker kaum erreichen: Welt- und Europameister mit Spanien sowie Champions League Sieger, Meister und Pokalsieger mit Real Madrid bzw. dem FC Liverpool. Seit kurzem ist er beim FC Bayern München und dort auch wirklich angekommen. Er fühlt sich sichtlich pudelwohl und zeigt ohne Eingewöhnungsprobleme konstant sehr gute Leistungen. D’accord?

Diverse Pressestimmen gehen zur Zeit deutlich über diese Bewertung hinaus. Ein Beispiel aus der FAS vom letzten Sonntag (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. Oktober 2014, S. 13, “Der 360-Grad-Kicker”, auch bei FAZ.NET “Der 360-Grad-Kicker Xabi Alonso”):

Es wirkt, als bekomme der Ball in seiner Nähe einen eigenen Willen. Und will zu ihm.

Herrjeh, ernsthaft? Einen “eigenen Willen” hat man dem Ball vermutlich zuletzt bei Jürgen Klinsmann attestiert, der auch Flipper genannt wurde, weil ihm die Kugel bei der Annahme oft zu weit wegsprang.

Erstaunlich nichtssagend ist auch die halbseitige “Heatmap” zur farbenfrohen Illustrierung des Artikels, die Alonsos Laufwege im Spiel gegen den 1. FC Köln mit seinen bisher unerreichten 206 Ballkontakten visualisiert:

Xabi

Ohne einen Vergleich mit anderen Spielern kann man hiermit kaum etwas anfangen. Vermutlich sehen die “Heatmaps” von Paderborns Ziegler, Sandhausens Linsmayer und jedem anderen defensiven Mittelfeldspieler im Profi- und Amateurbereich zum Verwechseln ähnlich aus.

Abseits der ganzen Aufgeregtheit kann man Xabi Alonsos Leistungen auch deutlich nüchterner bewerten. Er fand bei seinem Wechsel zum FC Bayern eine intakte Mannschaft vor, die mit Abstand über den besten Kader der Liga verfügt. Ist es nicht fast normal, dass ein Spieler mit seinem Standing und seiner Erfahrung vorangeht und den souveränen Ballverteiler gibt? Er macht das sehr gut, end of story.