Eindrucksvolle Momente der WM 2014 im persönlichen Tagebuch mit kurzen Videos
Keine Bundesliga diese Woche, stattdessen Länderspiele, die nach der furiosen WM in Brasilien wohl kaum jemanden vom Hocker hauen. Überhaupt sind Länderspielpausen im Herbst immer Spaßbremsen: Die Ligen haben gerade richtig Fahrt aufgenommen und plötzlich sorgen langweile Länderspiele für unnötige Verzögerungen.
Anstatt sich maue Quali- und Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft anzuschauen, möchten wir die Lektüre eines ganz besonderen Rückblicks auf die WM 2014 ans Herz legen. Wobei “Lektüre” nicht das ganz treffende Wort ist, denn das persönliche Tagebuch “Road to Rio” ist vor allem aufgrund seiner Kombination aus Texten und Kurzfilmen interessant. Der Autor, SPIEGEL ONLINE Redakteur Cordt Schnibben, hatte erst vor kurzem mit der SPIEGEL-Titelstory “Mein Vater, der Mörder” auf sich aufmerksam gemacht, in der er die Nazi-Vergangenheit seines Vaters ebenfalls multimedial erzählte.
Und auch Schnibbens WM-Tagebuch ist kein klassischer Artikel eines Journalisten, sondern der Bericht von einer Reise, die er nicht beruflich sondern ganz privat als Fan erlebte. So berichtet er zum Beispiel vom 7:1 Deutschlands gegen Argentinien:
“Im Stadion passiert etwas, was ich noch nie erlebt habe. Schockfreude. In immer neuen Wellen. Kaum ebbt der Jubel über das letzte Tor etwas ab, fällt schon das nächste Tor.
Was bleibt am Ende dieser epochalen 90 Minuten? Geschockte Brasilianer, brasilianische Deutsche.
Können Fußballspiele, können große Siege und Niederlagen das Leben verändern? Für Spieler natürlich schon; den Fans bleibt das Gefühl, dass sich gerade etwas in ihr Leben schleicht, das sie nie wieder loswerden, ich habe noch keine Worte dafür, die Wucht des Spiels macht mich sprachlos, aber in mir wächst ein Gefühl für die Größe des Moments, und da ich dieses Gefühl mit Millionen teile, übermannt es mich. In vielen Gesichtern sah ich an diesem Abend neben dem Jubel auch den Schock des noch Unfassbaren.”
Besonders hervorzuheben sind die kurzen, eingebundenen Videos, die er mit seinem Smartphone aufnahm. Gerade weil sie diskrete Beobachtungen einer Privatperson sind, vermitteln sie einen ganz authentischen Blick auf die Geschehnisse. So sieht man Zuschauer auf der Tribüne des Maracana, die eben nicht wie im TV debil in die Kamara winken, sondern ganz unverfälscht und gerührt den Moment des Abpfiffs vom WM-Finale erleben. Selbst wer nicht die Zeit zum Lesen der Texte findet, sollte sich diese kurzen Filme nicht entgehen lassen:
Cordt Schnibben: “Road to Rio – 30 Tage, die nicht die Welt veränderten, aber mein Leben”
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